Was macht eigentlich ein Ordnungscoach und wie läuft das "Organizing" ab?

In den letzten Wochen und Monaten wird der Beruf des Ordnungscoaches immer bekannter und es finden sich inzwischen einige Kolleginnen und Kollegen auf Social Media Kanälen, in Zeitschriften, Zeitungen und Fernsehen. Hast Du Dich auch schonmal gefragt, was so ein Ordnungscoach eigentlich macht? Dann ist dieser Blogbeitrag genau richtig für Dich.


Was ist Ordnung?
Laut Duden ist „Ordnung“ ein „durch Ordnen hergestellter Zustand, das Geordnetsein, ordentlicher, übersichtlicher Zustand“.
Das „Ordnen“ wiederum beinhaltet folgende Bedeutungen:
- (etwas, was Bestandteil einer bestimmten Menge ist) in einer bestimmten Weise in eine bestimmte, für das Genannte vorgesehene Reihenfolge, Lage o.Ä. bringen; anordnen
- (etwas, was in einem bestimmten abstrakten Zusammenhang steht) nach bestimmten Gesichtspunkten, Überlegungen, Vorstellungen o.Ä. systematisieren, übersichtlich zusammenfassen
- (etwas, was in Unordnung geraten ist) in einen ordentlichen Zustand bringen
Kurz gesagt: Es geht um die Beseitigung von Chaos bzw. völligem Durcheinander und das Schaffen von Strukturen. Dieses „Durcheinander“ ist sehr individuell. So viele Menschen es gibt, so viele Arten von Unordnung bzw. Ordnung gibt es. Jede/r hat sein eigenes Empfinden, wann sich etwas für ihn/sie ordentlich oder unordentlich anfühlt. Ein Problem entsteht dann, wenn man sich mit der eigenen Ordnung nicht (mehr) wohlfühlt bzw. selbst nicht zurechtkommt. Geordnet werden können viele unterschiedliche Bereiche: Schubladen, Schränke, Unterlagen, Zeitpläne, Projekte, Abläufe usw.

Was ist ein Ordnungscoach?
Ein Ordnungscoach (oder auch Ordnungsberater, Aufräumcoach, Professional Organizer) ist ein Ordnungsexperte bzw. eine Ordnungsexpertin und hilft dabei, „Durcheinander“ zu beseitigen. Dabei werden durch einfache Systeme klare Strukturen geschaffen, die zu den individuellen Vorlieben, Abläufen und Prozessen der jeweiligen Person passen.
Beispiel: Manche Leute hängen ihre Kleidung lieber, weil sie nicht falten wollen. Andere haben die Kleidung lieber gefaltet und platzsparend verstaut.
Ein Ordnungscoach geht dabei individuell auf jeden einzelnen Kunden ein. Jede/r von uns hat unterschiedliche Ziele und Bedürfnisse, andere Abläufe und ein jeweils eigenes Verständnis von Ordnung und Chaos. Am Ende soll eine individuelle „Wohlfühlordnung“ entstehen. Ziel beim Organizing – so wird die Umsetzung eines Ordnungsprojektes auch genannt – ist es, einfache Strukturen zu schaffen, die langfristig erhalten werden können und die das Leben bzw. den Alltag erleichtern. Die neue Ordnung soll allem voran funktional und einfach sein. Hinzukommen können aber auch ästhetische Aspekte. Je nach Geschmack und Wunsch der Kunden werden Ordnungshelfer ausgewählt, offene oder geschlossene Ordnungssysteme installiert, Labels gestaltet und Dinge in Szene gesetzt.
Bei uns steckt das Berufsbild „Ordnungsexpertin/Ordnungsexperte“ noch in den Kinderschuhen. In den USA gibt es diesen Beruf bereits seit über 40 Jahren und es ist ganz normal, sich auch beim Thema Ordnung helfen zu lassen. Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der schneller Konsum und der Besitz vieler Dinge zum Alltag gehören. Angeblich besitzt jede Person im Durchschnitt um die 10.000 Dinge (man liest diese Zahl immer wieder, ich habe bisher jedoch keine belastbare Studie dazu gefunden). Bei so vielen Gegenständen ist es eine echte Herausforderung, den Überblick zu behalten und eine gute Grundordnung zu schaffen.

Wie geht ein Ordnungscoach vor?
Eine persönliche 1:1 Ordnungsberatung kann sowohl vor Ort als auch online per Videokonferenztool stattfinden. Der größte Unterschied zwischen diesen beiden Möglichkeiten liegt in der tatsächlichen Umsetzung. Bei einem Ordnungscoaching vor Ort kann der Ordnungscoach auch bei der Umsetzung selbst unterstützen und es wird gemeinsam kategorisiert, reduziert und strukturiert. Wenn man als Kundin/Kunde nicht an der Umsetzung beteiligt sein möchte, können die Schritte des Kategorisierens und Organisierens auch nur durch den Ordnungscoach – ggf. mit einem Team – durchgeführt werden.
Bei einem Onlinecoaching wird nach der Bestandsaufnahme ein passendes Ordnungssystem vorgeschlagen und besprochen und die Umsetzung erfolgt selbstständig – wenn gewünscht mit laufender Begleitung der einzelnen Schritte durch den Ordnungscoach. So ist die Beratung – im Gegensatz zu einem Onlinekurs – trotzdem sehr individuell und es können während der Umsetzung Fragen gestellt und beantwortet werden.

1 Ursachenforschung
Ein Ordnungscoach begibt sich im ersten Schritt auf „Ursachenforschung“. Es ist wichtig die individuellen Ursachen für Unordnung zu kennen, um nachhaltige Lösungen anbieten zu können.
Ursachen für Unordnung können zum Beispiel sein:
- Dinge haben keinen festen Platz.
- Es ist nicht genug Stauraum für die Dinge vorhanden, die untergebracht werden sollen.
- Stauraum wird nicht gut genutzt.
- Ungünstige Platzierung der Dinge.
- Fehlende Routinen.
- Zu viele Dinge.
2 Das passende Ordnungssystem
Sind die Ursachen gefunden, geht es im nächsten Schritt darum zu verstehen, welche Anforderungen jemand an die neue Ordnung hat. Hierbei spielen z.B. individuelle Ziele, Bedürfnisse und Abläufe eine Rolle.
Die individuellen Bedürfnisse betreffen z.B. Dinge, die wichtig für die jeweilige Person sind.
Beispiele rund um die Küche:
Ich backe sehr gerne, daher gibt es in meiner Vorratskammer eine „Back-Ecke“. Ebenso haben wir bei uns eine „Shake-Schublade“, weil wir gerne Smoothies und Shakes trinken.
Es kann auch darum gehen, was morgens gegessen und getrunken wird – so gibt es vielleicht eine eigene „Müsli-Station“, eine „Kakao-Bar“ oder eine „Tee-Schublade“ usw.
Neben den Bedürfnissen sind auch die individuellen Abläufe wichtig. Für eine gute Platzierung der Dinge ist es wichtig zu wissen, was sehr oft benutzt wird und was weniger oft, wann es schnell gehen soll usw.
All diese gesammelten Informationen fließen dann in ein individuelles Ordnungssystem ein, das im nächsten Schritt umgesetzt wird.

3 Die Umsetzung
Die Umsetzung besteht in der Regel aus folgenden Schritten:
Zunächst wird alles ausgeräumt und in Kategorien eingeteilt. So erhält man einen Überblick über alle Dinge einer Kategorie und kann sehen, wieviele Dinge einer Kategorie man besitzt. Das erleichtert den nächsten Schritt.

Nun wird reduziert bzw. ausgemistet. Dabei dürfen folgende Dinge gehen:
- Kaputte Gegenstände
- Dinge, die nicht (mehr) gebraucht werden
- Gegenstände, die keine Freude (mehr) bereiten
- Dinge, die nicht (mehr) zu einem passen

Zum Schluss wird neu strukturiert. Je nach Projekt ist es ratsam zuerst Zonen einzuteilen. Das individuelle Ordnungssystem wird umgesetzt. So ist es möglich die einmal geschaffene neue Grundordnung auch langfristig und somit nachhaltig beizubehalten.
Ob so genannte Ordnungshelfer in Form von Boxen, Körben, Schubladentrennern, Regalteilern, Spannstangen usw. zum Einsatz kommen, hängt vom Wunsch bzw. vom Budget der Kunden ab. Wie der Name bereits sagt, können Ordnungshelfer sehr hilfreich für die langfristige Erhaltung der Grundordnung sein. Sie sind jedoch kein Muss – auch ohne (neue) Ordnungshelfer lässt sich Ordnung schaffen!

Wer passt zu Dir?
Ordnungscoaching oder Organizing ist eine sehr persönliche Dienstleistung. Oft sieht man Dinge und Details, von denen nicht einmal Freunde oder Familie wissen.
Ordnungscoach ist nicht gleich Ordnungscoach – nicht nur weil wir uns unterschiedlich nennen (auch Ordnungsberater, Aufräumcoach, Professional Organizer).
Auch unter uns Ordnungscoaches ist jede/r individuell und hat möglicherweise eigene Spezialgebiete. Es gibt zum Beispiel Ordnungscoaches, die sich auf Kleiderschränke, Papierkram oder Familien spezialisiert haben. Weiters gibt es Professional Organizer, die sich beispielsweise ausschließlich mit der Organisation von Abläufen und Unterlagen in Unternehmen beschäftigen.
Bei einer so persönlichen Dienstleistung ist es sehr wichtig, dass Du Dich mit Deinem Ordnungscoach wohlfühlst. Weiters muss der Ordnungsexperte/die Ordnungsexpertin Dir mit Deinen Herausforderungen helfen können. Der erste Schritt ist daher immer ein Kennenlernen – am besten persönlich oder per Videocall. Wenn dann beide ein gutes Gefühl haben, kann es losgehen.

Der Weg ist das Ziel!
Was das Thema Ordnung angeht, ist der Weg das Ziel. Zu einem „Ende“ kommt das Thema nie so richtig: Wir verändern uns, unsere Lebensumstände verändern sich und somit werden die Ansprüche an unsere Ordnung ebenfalls laufend verändert. Die Grundordnung darf daher von Zeit zu Zeit immer wieder mal nach unseren geänderten Bedürfnissen angepasst werden.
Hier kommt die gute Nachricht: Wenn Du einmal weißt, wie Du ein Ordnungsprojekt von Anfang bis Ende durchführst und Du die einzelnen Schritte kennst, ist eine Anpassung Deiner Grundordnung ein Kinderspiel für Dich.
„Am Ende“ – also wenn Du einmal durch Deine „Chaos-Ecken“ durch bist und Du Dir eine solide Grundordnung geschaffen hast – wird Dein Alltag leichter sein, Du wirst mehr Zeit für wichtigere Dinge haben und Dich so richtig wohlfühlen in Deinem Zuhause oder Büro!